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5 Arten von Grenzen, auf die du als HSP besonders achten solltest

Das Thema Grenzen setzen ist eine DER zentralen Herausforderungen für hochsensible Menschen und nicht zuletzt einer der Hauptgründe, weshalb Menschen zu mir ins Coaching kommen. Dabei ist mir jedoch aufgefallen, dass Grenzen nicht gleich Grenzen sind.


So fällt es manchen HSP beispielsweise schwerer, ihre körperlichen Bedürfnisse zu verteidigen (z.B. keinen Alkohol trinken, keinen Sex haben etc.), andere hingegen tun sich vor allem schwer, Treffen oder Verabredungen abzusagen bzw. zu verschieben.


Das hat mich dazu geführt, 5 Arten von Grenzen zu unterscheiden. Natürlich habe ich dir auch jeweils wieder Tipps, wie du die entsprechenden Grenzen schützen kannst, mitgebracht. Selbstverständlich sind diese Arten von Grenzen in der Praxis nicht immer klar voneinander trennbar, sondern oft sind auch mehrere gleichzeitig betroffen.


5 Arten von Grenzen, auf die du als HSP besonders achten solltest

 

#1 Körperliche Grenzen

Wie nah darf jemand in deinen persönlichen Raum kommen? Wer darf dich wo, wie lange und intensiv berühren? Wer darf sich in dein Trink- und Essverhalten einmischen?

 

Immer wieder bekomme ich in Gesprächen mit Hochsensiblen Aussagen wie „Dann hab ich halt das Stück Kuchen gegessen (damit niemand beleidigt ist)“, „Eigentlich hatte ich gar keine Lust dazu, aber ich habe dann schlussendlich nachgegeben (damit Frieden ist)“ oder Ähnliches zu hören.

Oft wird dann noch ein „War ja nicht so schlimm“ oder „War ja nur eine Kleinigkeit“ nachgesetzt bzw. schwingt es zumindest implizit mit.

Ich sage dir aber, dass es ganz und gar keine Kleinigkeit ist, wenn du deine Grenzen immer und immer wieder übergehst.

 

Du kannst dir das so vorstellen, dass sich all diese „Ist ja nicht so schlimm“-Momente mit der Zeit wie in einem großen Fass sammeln, das logischerweise irgendwann voll ist und entweder explodiert (aus dem Blick der anderen zuckst du dann wegen einer Kleinigkeit aus) oder implodiert (dies kann sich z.B. in Form einer Depression, Burnout oder anderen körperlichen Symptomen zeigen).

 

Und der einzige gesunde Weg, um aus diesem Teufelskreis rauszukommen, ist, deine „Ist ja nicht so schlimm“-Momente ERNST zu nehmen, DICH selbst, DEINE Gefühle und Bedürfnisse dahinter wichtig zu nehmen und entsprechend zu handeln anstatt sie zu unterdrücken und wegzuschieben.

 

„Unterdrückte Emotionen bedeuten Stress für unseren Körper.“

 

Das kannst du sagen oder tun, wenn jemand deine körperlichen Grenzen überschreitet:

  • "Könntest du bitte einen Schritt zurücktreten?“

  • selbst einen Schritt zurücktreten

  • "Danke für das Angebot, aber ich trinke (heute) keinen Alkohol / bin schon satt.“

  • "Bitte berühre mich nicht so / an dieser Stelle. Das fühlt sich unangenehm für mich an.“

 

#2 Emotionale Grenzen

Da Hochsensible sehr viel und intensiv wahrnehmen, ist auch das Fass an Emotionen meist früher voll. Das kann sowohl angenehme als auch unangenehme Gefühle betreffen.

 

Wenn ich beispielsweise gerade selbst eine schwere Zeit durchmache, ist es völlig normal und legitim, keine Kapazitäten zu haben, um andere zu unterstützen.

 

Hochsensible sind allerdings häufig auch dann für andere da, wenn es ihnen selbst nicht gut geht. Das heißt, sie übergehen ihre eigenen Grenzen zum Wohl der anderen.

 

„Hochsensible ENTLASTEN häufig andere und BELASTEN sich dadurch jedoch gleichzeitig selbst.“

 

Mache dir daher immer wieder bewusst, dass du NICHT für das Wohl von anderen verantwortlich bist und vor allem kein Kummerkasten, bei dem jeder alles abladen kann.

 

Das bedeutet: Du bist NICHT verpflichtet, anderen Menschen zuzuhören (es sei denn, es ist dein Job und du wirst dafür bezahlt ;-)), Tipps zu geben oder deren Probleme zu lösen.

 

Es ist ein Zeichen von gesunder Selbstfürsorge, ein Gespräch zu beenden, wenn du merkst, dass es dir selbst dabei nicht gut geht.

 

Das kannst du sagen oder tun, wenn du merkst, dass deine emotionalen Grenzen erreicht sind:

  • “Ich möchte bitte nicht mehr darüber sprechen.”

  • „Ich verstehe, dass das gerade sehr schwer für dich ist und ich bin gerne für dich da. Ich merke allerdings, dass mir das zu viel wird. Ich bin mit meinen Kräften am Limit und würde dir dringend professionelle Unterstützung empfehlen."

  • Tisch/Raum verlassen


#3 Soziale Grenzen

Wenngleich Hochsensible tiefgründige Gespräche lieben und auch den regelmäßigen Kontakt zu anderen Herzensmenschen und Gleichgesinnten brauchen, ist es essenziell, dass du als HSP genügend Rückzug und Zeit für dich selbst hast (u.a. um die ganzen Reize, Gedanken, Gefühle zu sortieren und zu verarbeiten). Es gilt daher sehr genau hinzuspüren, wann deine sozialen Akkus voll sind und es wieder Zeit für dich ist, in den Rückzug zu gehen.

 

Das kannst du sagen oder tun, wenn deine sozialen Grenzen erreicht sind:     

  • “Schön, dass du dich meldest, ich möchte allerdings gerade lieber alleine sein.”

  • “Ich würde gerne kommen, merke allerdings, dass mir das derzeit leider zu viel ist.”

  • Treffen absagen / verschieben oder früher gehen

 

#4 Mentale Grenzen

Hochsensible sind meist sehr wissbegierig und wollen sich stetig weiterentwickeln. Vielleicht kennst du das auch von dir, dass du ein Sachbuch nach dem anderen verschlingst, einen Podcast nach dem anderen anhörst und neues Wissen wie ein Schwamm in dir aufsaugst.

Selbstverständlich ist dagegen per se nichts einzuwenden. Wenn du das allerdings über einen längeren Zeitraum machst, ohne auf deine mentalen Kapazitäten zu achten bzw. Pausen einzulegen, kann das schnell zu Reizüberflutung, mentaler Erschöpfung u.Ä. führen.


Auch hier gilt: Weniger ist manchmal mehr bzw. solltest du deinem Geist zumindest zwischendurch eine Verdauungspause geben, damit er überhaupt wieder neuen Input aufnehmen kann.

 

Das kannst du tun, wenn du merkst, dass du mental an deine Grenzen stößt:

  • eine Pause machen

  • schlafen

  • spazieren gehen

  • Musik hören

  • singen

  • tanzen

 

#5 Zeitliche Grenzen

Wofür und für wen nimmst du dir wie viel Zeit? Sagst du immer “ja”, wenn sich jemand treffen will oder etwas braucht? Oder planst du auch Pausen, Zeit für dich selbst und deine Hobbys ein?

 

Zeit ist ein unheimlich kostbares Gut, denn einmal vergangene Zeit kommt nie wieder.

 

Gefühlt buhlt heutzutage jedermann überall ständig um unsere Aufmerksamkeit, unseren Fokus und somit um unsere Zeit. Eine der größten Herausforderungen ist daher, sorgsam mit den eigenen zeitlichen Ressourcen umzugehen.

 

Hochsensible tendieren häufig dazu, auf alle möglichen Anfragen und Anliegen (oft "sog. Kleinigkeiten") 1. sofort und 2. meist mit „ja“ zu antworten, um am Ende festzustellen, dass wenig oder keine Zeit mehr für Me-Time, Hobbys, Pausen etc. übrig bleibt.

Ein erster wichtiger Schritt kann daher sein, nicht erst Nein zu sagen, wenn keine Lücke mehr im Kalender frei ist, sondern bereits früher (Stichwort: Energiemanagement).

 

„Ich sage nicht Nein, weil ich so busy bin, sondern damit ich nicht immer busy bin.“

 

Das kannst du sagen oder tun, um deine zeitlichen Ressourcen zu schützen:

  • “Danke, dass du dabei an mich denkst, aber ich möchte heute lieber alleine sein.”

  • “Ich möchte das lieber spontan entscheiden.”

  • Timeslots für Me-Time im Kalender blockieren

  • “Heute passt es leider nicht so gut. Ein andermal wieder gerne.”

 

Welche deiner Grenzen darfst du künftig noch besser schützen? Wo gibt es noch Verbesserungsbedarf und in welchen Bereichen gelingt dir die Abgrenzung bereits ganz gut? Lass es mich doch gerne in den Kommentaren wissen! Ich bin gespannt!

 

Und wenn du gerne tiefer gehen möchtest, dann lade ich dich ganz herzlich zu meinem HSP-Workshop „The Joy of Rejection – Nein sagen & gesunde Grenzen setzen als HSP“ am 7. April 2024, 10-13 Uhr, in 1060 Wien, ein.



Alles Liebe

deine Julia

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