Wenn du auf diesen Beitrag geklickt hast, dann vermutlich, weil du gerade eine schwere Zeit durchmachst. Daher möchte ich dir zunächst Mut zusprechen: Was auch immer du gerade für Krisen oder Probleme zu bewältigen hast, sei versichert:
Du bist niemals alleine damit.
Sei es der Jobverlust, die Trennung vom Partner oder der Verlust eines geliebten Menschen – es gibt Krisen, die früher oder später jeden treffen. Die Art und Weise, wie wir dann jedoch mit uns selbst und den Umständen umgehen, macht einen riesengroßen Unterschied.
Und genau darum habe ich dir hier 5 wertvolle Tipps zusammengestellt, wie du als HSP deine Resilienz stärken und besser durch schwere Krisenzeiten kommen kannst.
5 Tipps, um als HSP besser durch Krisenzeiten zu kommen
Resilienz-Tipp #1 für Hochsensible: Um Unterstützung bitten
"Nur weil du stark genug bist, es alleine zu tragen, heißt es nicht, dass du es auch alleine tragen musst."
Sei es die beste Freundin, die Nachbarin, der Partner, die Eltern oder eine professionelle Anlaufstelle – halte Ausschau nach Menschen, die dich unterstützen können.
Und weil ich weiß, dass genau das, um Hilfe bitten, vielen Hochsensiblen (einschließlich mir) meist sehr schwer fällt, habe ich dir zusätzlich noch ein paar hilfreiche Gedanken mitgebracht:
Als HSP möchtest du niemandem zur Last fallen. Aber was wäre, wenn du gar keine Last für andere bist, sondern sich Menschen sogar freuen, dich unterstützen zu dürfen? Manche Menschen (so wie wir HSP z.B. ;-)) sind ja gerne für andere da, sind gerne hilfreich und fühlen sich dadurch auch wertvoll und nützlich. Menschen wollen dir vielleicht etwas Gutes tun, wollen etwas zurückgeben. Wenn allerdings immer du diejenige in Beziehungen bist, die anderen hilft, kann das 1. zu sehr einseitigen Beziehungen führen und 2. ist es auch nicht fair, dem anderen die Chance, sich auch nützlich und wertvoll zu fühlen, zu nehmen. ;-) Und glaube mir, es gibt viele Menschen, die wirklich gerne helfen – wenn man sie denn lässt bzw. fragt. ;-)
„Kein Mensch kann dir deine Last abnehmen. Aber er kann dir vielleicht tragen helfen.“
Überlege dir allerdings am besten vorab, wofür genau du jemanden brauchen könntest, z.B. zum Reden, Auto ausborgen, neue Wohnung suchen etc. und frage dann gezielt die Person, die du dafür am geeignetsten hältst. Oft passiert es nämlich, dass wir die „falschen“ Personen um Hilfe bitten und dann enttäuscht sind. Dabei ist es oft einfach - metaphorisch gesprochen - so, als würden wir jemanden, der gar kein Auto besitzt, darum bitten, uns sein Auto zu borgen. ;-)
Vielleicht kann die eine Person gut zuhören und die andere dafür super mit anpacken. Achte jedenfalls darauf, dass du die Hilfe bekommst, die du brauchst, und baue dir ein hilfreiches und starkes Unterstützer-System auf. Das ist wirklich essenziell. Und: Du darfst dir dein Leben leichter machen.
„Menschen können dir zwar deinen Schmerz nicht nehmen, aber deine Hand halten, während du durch den Schmerz gehst.“
Resilienz-Tipp #2 für Hochsensible: Status quo annehmen
Eines der schwierigsten Dinge im Leben ist, Schicksalsschläge, unangenehme Situationen und Gefühle so anzunehmen, wie sie sind. Meist tendieren wir dazu, sofort zu hadern und/oder in die Opferrolle zu fallen (à la "Warum ausgerechnet ich?", "Womit habe ich das verdient?" etc.)
und dagegen anzukämpfen, also in den Widerstand zu gehen (à la „Es hätte so schön sein können.“, „Wenn das nicht passiert wäre, dann …“).
Wir kämpfen gegen Gefühle an, die wir nicht haben wollen, wir kämpfen gegen Situationen an, die wir nicht ändern können, stellen uns Fragen wie „Warum musste mir das passieren?“, die uns nicht weiterbringen.
All diese Dinge verhindern jedoch, dass wir vorwärtskommen. Zudem kostet Widerstand enorm viel Kraft. Kraft, die du nun eigentlich für etwas anderes brauchst: für dich.
"Nur was wir annehmen, können wir auch verändern."
WICHTIG: Das Geschehene anzunehmen bedeutet NICHT, dass du es gut findest, sondern dass du schlichtweg akzeptierst, dass es passiert ist, dass es jetzt eben schei*e ist, dass du dich gerade einsam, verlassen, traurig, wütend etc. fühlst und dass es okay ist, sich gerade so zu fühlen und zu denken. Und dass es vorbeigehen wird.
Resilienz-Tipp #3 für Hochsensible: Alle Gefühle zulassen
Eng mit dem zweiten Tipp verbunden, ist der dritte Tipp: Lass deine Gefühle zu – und zwar alle. Es gibt keine „negativen“ Gefühle. Gefühle sind Botschafter.
Wut kann dir beispielsweise aufzeigen, dass jemand deine Grenzen überschritten hat.
Trauer ist ein angemessenes Gefühl auf einen Verlust.
Und Angst kann dir signalisieren, dass du Vertrauen und Sicherheit brauchst.
Und daher haben auch alle Gefühle ihre Berechtigung.
Gerade Hochsensible tendieren jedoch oft dazu, unangenehme Gefühle zu unterdrücken - sei es, weil sie sich schämen, sei es aus Angst vor der Reaktion der anderen, aus Angst vor den Gefühlen selbst oder weil sie niemanden belasten wollen. Das ist jedoch kein guter Weg für HSP (ich spreche aus Erfahrung ;-)).
Unterdrückte Gefühle sterben niemals. Sie werden lebendig begraben und kommen später auf hässlichere Weise wieder hervor.
Was mir dabei geholfen hat, auch unangenehme Gefühle zuzulassen, war, mir bewusst zu machen, dass Gefühle nur Besucher sind. Sie kommen und gehen auch wieder. Kein Gefühl bleibt für immer (auch nicht die guten ;-)).
Auch die (vermeintlichen) Erwartungen des Umfelds spielen diesbezüglich für Hochsensible meist eine große Rolle. Oft erwarten die anderen, dass du bereits über eine Trennung hinweggekommen bist oder nicht mehr trauerst und wieder "voll funktionsfähig" bist. Genau dann ist es umso wichtiger, für dich einzustehen und Verantwortung für dich zu übernehmen. Es ist DEIN Leben, DEIN Schicksalsschlag, DEINE Krise und es sind DEINE Gefühle. NIEMAND kann dir sagen, welche Gefühle nun „angemessen“ sind, weil niemand DU ist.
"Du musst nicht darüber stehen, wenn du darunter zerbrichst."
Du musst nicht gleich wieder fröhlich sein, wenn dich ein Schicksalsschlag hart getroffen hat.
Du musst auch nicht lachen, nur damit andere sich besser fühlen.
Du darfst traurig, wütend oder ängstlich sein.
Du darfst DU sein.
Du gehst in deinem Tempo da durch.
Surfe auf den Gefühlswellen.
Resilienz-Tipp #4 für Hochsensible: Sorge gut für dich selbst
Gerade in Krisenzeiten ist es für dich als HSP noch wichtiger, gut für dich selbst zu sorgen und dazu gehört auch, die eigenen Grenzen zu akzeptieren sowie anderen Grenzen zu setzen. Wenn du merkst, dass dir jemand oder etwas gerade nicht gut tut, dann halte unbedingt Abstand. In Krisenzeiten bist du extrem vulnerabel, nicht so belastbar und schaffst nicht so viel wie sonst - das ist okay und völlig normal und sollte sich auch entsprechend in deinen Handlungen und Aussagen widerspiegeln. Daher ist es jetzt für dich als HSP noch wichtiger, dich von Energievampiren zu distanzieren und dich nicht mit zusätzlichen Aufgaben zu überfordern (Stichwort: hohe Ansprüche und Perfektionismus runterschrauben!).
"Nichts wird dich glücklicher machen als die Distanz zu allem, was dir schadet."
Oft sind in Krisenzeiten die elementarsten Dinge die wichtigsten: deine Grundbedürfnisse. Achte also vor allem auf eine gesunde, nährstoffreiche Ernährung, ausreichend Bewegung und einen guten Schlaf.
Vielleicht kennst du den Ausspruch: "An manchen Tagen reicht es, einfach nur überlebt zu haben." In Krisenzeiten trifft das defintiv zu. Hochsensible tendieren allerdings oft leider dazu, sich mit ihren hohen Ansprüchen und ihrem Perfektionismus selbst in harten Zeiten noch zusätzlich zu stressen und unter Druck zu setzen.
Ich hatte beispielsweise mal eine Klientin, die kurz nach dem Tod ihres Kindes überlegt hat, die Teamleitung im Job zu übernehmen, während sie mir erzählt hat, dass sie eigentlich bereits jetzt komplett überfordert ist (was mehr als verständlich war!) und eigentlich weniger arbeiten ihr gerade gut tun würde (was ebenfalls völlig legitim ist!).
Frage dich also immer ehrlich, ob dir dieser Schritt gerade gut tut oder ob du dich damit nur noch zusätzlich überfordern würdest. Krisenzeiten sind nicht dazu da, um zu Höchstleistungen zu mutieren.
Tu dir stattdessen so viel Gutes wie möglich, um wieder Kraft zu tanken. Lenk dich mit einer Freundin ab, geh ins Kino, fahr in die Therme, wandere auf einen Berg, koch dir dein Lieblingsessen - tu, was auch immer DIR gut tut. Gönn es dir! Du hast es verdient!
"An manchen Tagen, da ist mein Superhelden-Cape meine Bettdecke, unter der ich mich vor der ganzen Welt verstecke."
Nur, weil du nicht jetzt beruflich aufsteigst oder jetzt die Reise deines Lebens machst, dein Buch veröffentlichst oder welche Errungenschaft auch immer an dich reißt, heißt das übrigens nicht, dass es niemals passieren wird. ;-)
"Du wirst wieder fliegen. Versprochen."
Resilienz-Tipp #5 für Hochsensible: Übe dich in Selbstmitgefühl
Stell dir vor, das, was du gerade erlebt hast, was dir widerfahren ist, wäre deiner besten Freundin oder einem dir sehr nahestehenden Menschen passiert: Was würdest du zu deiner geliebten Person sagen? Was würdest du tun? Was würdest du ihr raten?
Bestimmt würdest du sie in den Arm nehmen, ihr Mut zusprechen, sie trösten und sehr viel Mitgefühl zeigen. Sei dir selbst auch diese beste Freundin, hab Mitgefühl mit dir selbst. Du brauchst es jetzt. Du verdienst es.
"Liebe dich auch dann, wenn du glaubst, es am wenigsten verdient zu haben, denn dann brauchst du es am allermeisten."
Eine Frage, die du dir immer wieder stellen kannst, um dein Selbstmitgefühl zu trainieren: "Was würde ich jetzt tun, wenn ich mich selbst wirklich lieben würde?"
Falls dir dieser Punkt noch schwer fällt, habe ich einen Buchtipp für dich:
Selbstmitgefühl von Kristin Neff
Ich hoffe, die 5 Tipps haben dir geholfen und wünsche dir viel Kraft!
Natürlich bin auch ich gerne für dich da und begleite dich. Alle meine Angebote findest du auf meiner Website:
Alles Liebe
Julia (Hesse)
P.s.: Und hier noch die 3 letzten HSP-Workshops für 2024:
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